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In der chinesischen Philosophie das kosmologische Prinzip, dem alle
Wesen zugeordnet sind. Yin entspricht dem Weiblichen und steht z.B.
für Erde, Mond, Wasser, Schönheit, Nachgiebigkeit. Yang entspricht
dem Männlichen, z.B. Himmel, Sonne, Feuer, Stärke. Zwischen den
Kräften Yin und Yang galt es, einen Ausgleich herzustellen.
Yin-Yang beeinflusste auch sehr stark die Sexualität im alten China.
Der gängigen Vorstellung zufolge strömten beim Orgasmus zwischen
Mann (Yang) und Frau (Yin) Körpersäfte, die dem Partner Kräfte zur
Lebensverlängerung zukommen liessen. Geschlechtsverkehr wurde daher
als ausserordentlich gesundheitsfördernd angesehen.
Für den Mann galt, dass er einerseits bei vielen Frauen Yin sammeln
konnte, sein Yang aber nicht unnötig vergeben, sondern für eine
besondere Frau (seine Ehefrau) aufsparen sollte. Die Chinesen
entwickelten daher Liebestechniken, bei denen der Mann während des
Geschlechtsverkehrs nicht zum Orgasmus kam. Nebenbei verhinderte das
auch viele ungewollte Schwangerschaften. Diese Techniken variierten
besonders durch eine Vielzahl Sexstellungen, teilweise akrobatisch
oder mit zwei Frauen. Es war üblich, dass der Mann seiner Ehefrau
viel Yang gab (Geschlechtsverkehr mit Orgasmus), bei anderen Frauen
aber häufig Yin sammelte, nach unserem Verständnis also oft
fremdging.
Yin und Yang ergänzen und bedingen einander und lösen einander in
rhythmischem Wechsel ab, wobei in allem der Himmel für die irdischen
Verhältnisse Vorbild ist. Das eine kann nicht ohne das andere
existieren. In ihrem Wechselspiel und Zusammenwirken zeigt sich die
Weltordnung, zeitlich ebenso wie räumlich. So betrachtet erscheint
keines der beiden als wichtiger oder als moralisch überlegen.
Allerdings findet man in der daoistischen Philosophie eine deutliche
Bevorzugung des Yin, das dadurch faktisch überlegen wirkt; dort wird
immer wieder betont, dass das Weiche (Yin) das Harte (Yang) besiegt.
Im Konfuzianismus hingegen ist faktisch ein klarer Vorrang des Yang
gegeben, was sich in der patriarchalen Grundhaltung der Konfuzianer
und ihrer Betonung des Vorrangs des Älteren gegenüber dem Jüngeren
äussert. |